Das Ende in Kiel, April 1945
Fünf große britische Fliegerbomben lösten in der Nacht vom 9. auf den 10. April 1945 das Kentern des Schweren Kreuzers ADMIRAL SCHEER im Ausrüstungsbecken der Deutschen Werke, Kiel, dem heutigen Marine-Arsenal, aus. Zuerst sah es so aus, als hätten die Bomben ihr Ziel knapp verfehlt. Sie fielen in das Hafenbecken neben das Schiff. Durch die Wucht der Detonationen wurde SOPHIE CAESAR jedoch unterhalb der Wasserlinie aufgerissen, so dass der Kreuzer innerhalb der ersten 3 bis 4 Minuten nach den Detonationen bereits schwere Schlagseite bekam und nach 12 bis 17 Minuten kenterte. Auf diese Weise erfüllte sich letztlich das Schicksal einer der letzten schweren Einheiten der Kriegsmarine, die als "Glückhaftes Schiff" galt...
© 2012 by Volker Weischenberg
Admiral Scheer - das "Glückhafte Schiff"
Der Schwere Kreuzer ADMIRAL SCHEER wurde von seiner Besatzung das "Glückhafte Schiff" genannt, weil, wie wir sagen, "der liebe Gott oftmals seine Hand dazwischen gehalten hat"! Das war
- beim Bombenangriff dreier englischer Blenheim-Bomber am ersten Kriegstag, bei dem durch einen Bombentreffer lediglich ein Kanonenrohr verbogen wurde,
- bei der Versenkung der "Stanpark" im Südatlantik, als ein von dem SCHEER abgefeuerter Torpedo als Kreisläufer wieder auf das Schiff zukam und nur wenige Meter davor in der Tiefe versank,
- beim Unternehmen Wunderland, das die SCHEER an die sibirische Küste führte, wo sie Gefahr lief, vom Packeis eingeschlossen zu werden und nur mit viel Geschick von Kommandant und Besatzung und mit viel Glück ohne Beschädigung der empfindlichen Propeller und des Ruders aus dem Eis freikam,
- im November 1944 in der Ostsee, als eine Bombe russischer Flugzeuge das Deck der Scheer traf, aber nicht detonierte, sondern nur einige Planken beschädigte und von dort ins Wasser fiel und noch einmal
- im November 1944 in der Ostsee, als das Schiff einem Flug-Torpedo zwar nicht auszuweichen vermochte, die geschickte Navigation der Schiffsführung jedoch dafür sorgte, dass er das Schiff nur streifte und keinen Schaden anrichtete.
Im Kampfe blieb ADMIRAL SCHEER auf allen Meeren vom Gegner unbesiegt. Erst in den letzten Tagen des Krieges, als das "Glückhafte Schiff" mit ausgeschossenen Geschützrohren wehrlos in der Kieler Werft lag, brachten es britische Bombenangriffe zum Kentern.
Während der Angriffe in Kiel verloren 15 Scheerfahrer ihr Leben bzw. galten als vermisst, ein Seemann wurde während des zweiten Einsatzes im Spanischen Bürgerkrieg getötet, zwei Seeleute wurden während der großen Feindfahrt im Atlantik über Bord gespült und zwei Flieger wurden während der Kampfhandlungen um Sworbe mit dem Bordflugzeug abgeschossen.
Ihrer und der Zerstörung Ihres ganzen Stolzes - des Schweren Kreuzers ADMIRAL SCHEER - gedenken wir anlässlich des 79. Jahrestages ihrer Vernichtung am 09. April 2024...
Wir verneigen uns in Ehrerbietung vor den Gefallenen des "ADMIRAL SCHEER"!
© 2010 by Volker Weischenberg
Zur Klärung des Schicksals des "Glückhaften Schiffes" stellten die Kieler Nachrichten im Jahre 1978 intensive Recherchen mit Hilfe von noch lebenden Zeitzeugen an, gab es doch bis zu diesem Zeitpunkt sehr unterschiedliche Aussagen, die den Verbleib des (Rest-)Schiffes sehr nebulös erscheinen ließen. Dennoch ist es bis zum heutigen Tag noch immer nicht gelungen, die in Kiel noch immer und bemerkenswerter Weise sich widersprechenden Behauptungen und Gerüchte endgültig auszuräumen...
Demnach scheint es so zu sein, dass geheime Anlagen im SCHEER durch Spreng-ladungen vernichtet werden sollten. Diese wurden durch die von den Bomben im Rumpf verursachten Löcher und die zur Rettung von Besatzungsmitgliedern in den Schiffskörper gebrannten Schweißlöcher eingebracht. Zur Vernichtung kam es indes nicht mehr, weil im Zuge der Kapitulation am 8. Mai 1945 alle weiteren Kampfhand-lungen und Zerstörungmaßnahmen untersagt wurden. Ab Juli 1945 habe man am Schiffsboden mit den Verschrottungsarbeiten angefangen. Dabei seien weder Tote noch Munition gefunden worden. Auf Befehl der britischen Besatzungsmacht wurde in der Folgezeit alles, was oberhalb der Wasseroberfläche zu sehen war, abgewrackt. Dass dabei den Schiffsschrauben aus Manganbronze, den Panzerplatten und Stahlblechen aus speziellen Stahllegierungen, den Buntmetallen, den Maschinenanlagen - soweit zugänglich - und den schweren 28er Drillingstürmen des ADMIRAL SCHEER die besondere Aufmerksamkeit der Briten galt, liegt auf der Hand...
© 2012 by Volker Weischenberg
Dennoch gibt es andere Schilderungen, denen zufolge sich der Schiffskörper nach der Trennung von Bug, Heck und Aufbauten gedreht haben soll, so dass auch die Maschinenanlagen geborgen werden konnten. Bis 1949/50 wurde das Wrack so weit "ausgeweidet", dass lediglich ein Torso, bestehend aus dem Mittelschiff und der beim Kentern nach unten gedrehten Brücke, übrig blieb.
Anfang der 50er Jahre wurden die Reste des einst so stolzen Kreuzers mit Seesand zugespült und zusätzlich mit reichlich Trümmerschutt der total zerstörten Stadt Kiel zugedeckt.
© 2012 by Volker Weischenberg
Und wenn man Euch fragt:
"Wo kommt ihr her?"
Dann antwortet stolz:
"Vom Schweren Kreuzer Admiral Scheer!"