Wie alles begann und zu einem guten Ende fand
Schon seit frühester Kindheit interessierte ich mich für alles, was mit der Marine zu tun hatte. Mein Vater, ein ehemaliges Besatzungsmitglied des Schweren Kreuzers ADMIRAL SCHEER, erzählte regelmäßig über seine Kriegserlebnisse. Insbesondere bei Familienfeiern, wenn nach ein paar Bierchen die Zunge lockerer wurde, rückte das Thema Kriegsmarine - insbesondere seine Dienst- zeit von Februar 1942 bis November 1942 auf dem Schweren Kreuzer ADMIRAL SCHEER - in den Vordergrund und er gab alte Seemannslieder zum Besten. Er redete über diese schöne, aber beschwerliche Zeit mit einer solchen Begeisterung, dass ich als Kind förmlich mitgerissen wurde. So dauerte es nicht lange, bis ich ihm zu Ehren das Panzerschiff ADMIRAL SCHEER als Plastikmodell erbaute.
An ein Erlebnis erinnere ich mich besonders gern: Als ein Bekannter meiner Eltern einer Feier beiwohnte, und das Thema ADMIRAL SCHEER in Norwegen erörtert wurde, fanden die beiden heraus, dass beide an demselben Norwegeneinsatz teilgenommen hatten - mein Vater auf SCHEER und der Bekannte auf einem der begleitenden Zerstörer.
Auch in den folgenden Jahren blieb ich meinem heimlichen Hobby, der Marine, treu und las viel über die schweren Einheiten der Kriegsmarine - wobei ich immer den Blick auf alles richtete, was mit dem ADMIRAL SCHEER zu tun hatte. In dieser Zeit reifte auch der Wunsch in mir heran, ein Fahrmodell des SCHEER im Bauzustand von 1942 zu bauen - der Zeit, als mein Vater SCHEER-Fahrer war.
Erste Pläne zu diesem Projekt wurden konkret, als ich einen versierten Modellbauer aus Kamp-Lintfort auf der Intermodellbau in Dortmund Mitte der 1990er Jahre kennen
lernte, der vom gleichen Wunsche beseelt war. Viele seiner Unterlagen stellte er mir großzügigerweise zur Verfügung und ich konnte auf einen mittlerweile ziemlich großen Fundus an Plänen und
Unterlagen zurückgreifen. Dennoch sollte es noch Jahre dauern, bis ich mich an dieses Projekt heranwagte. Schade, leider habe ich seine Adresse verloren und seinen Nachnamen vergessen. Ich weiß nur
noch, dass sein Vorname Elmar war. Er präsentierte seinerzeit sein Modell des Prinz Eugen auf der Intermodellbaumesse in Dortmund und gehörte höchst wahrscheinlich dem Arbeitskreis historischer
Schiffbau e. V. an... Wenn mir jemand helfen könnte, ihn zu ermitteln?
Endlich war es so weit: Nach etlichen Einzelkäufen - auch über ebay - nahm mein Projekt endlich Gestalt an. Ich begab mich in die erste Bauphase, die aber abrupt gestoppt wurde, weil berufliche Sachzwänge meine ganze Aufmerksamkeit erforderten. Hin und wieder ging es dann wieder an meinen SCHEER, bis letztendlich ein Baustopp nicht mehr abzuwenden war.
Das angefangene Modell lag mehrere Jahre herum und verstaubte allmählich, wurde unansehnlich. Da eine zeitliche Besserung meiner beruflichen Situation nicht absehbar war und ich nicht bis zu meiner Rente warten wollte, bis mein SCHEER aufs Wasser kommen sollte, beschloss ich, den Weiterbau einem vorzüglichen Modellbauer anzuvertrauen, den ich über ebay kennengelernt hatte. Daher vergab ich den Bauauftrag an das KE-Modellbauatelier in Bonn.
Innerhalb eines Jahres mauserten sich meine Einzelteile und Baukomponenten so zu einem schönen und filigranen Modell im Maßstab 1:100, wie ich es nicht einmal im Marinemuseum Wilhelmshaven gesehen habe. Einschließlich der Schiffsglocke ist mein SCHEER jetzt komplett. Er zeigt sich in ganzer Schönheit im Bauzustand des Jahres 1942.
Wilhelm Weischenberg war länger dienender Freiwilliger vom 17.08.1941 bis zum 08.05.1945 (Kapitulation) bei der Deutschen Kriegsmarine.
Dienstzeit meines Vaters, Wilhelm Weischenberg, geb. 12.06.1924:
Datum/Zeit: Kommando, Standort (soweit vorhanden):
17.08.1941 Freiwilliger Diensteintritt in die Kriegsmarine
08/1941 - 02/1942 5. Schiffsstammabteilung, Eckernförde
02/1942 - 11/1942 "Schwerer Kreuzer ADMIRAL SCHEER"
11/1942 - 03/1944 Verschiedene Einsätze u. a. auf Küstenewer/Flak
03/1944 - 03/1944 Marineflakschule VII, Swinemünde, Lehrgangsteilnehmer
03/1944 - 05/1944 1. U-Lehrdivision, Pillau, Lehrgangsteilnehmer
05/1944 - 12/1944 6. Kriegsschiffbaulehrabteilung, Bremen,
Baubelehrung für "U 3020"
12/1944 - 05/1945 "U 3020"
05/1945 - 07/1945 Britische Kriegsgefangenschaft
11.07.1945 Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft von der
Entlassungsstelle Heide
Letzter Dienstgrad: Matrosenobergefreiter
Quellen:
Weischenberg, Wilhelm:
Persönliche Fotosammlung, persönliche Aufzeichnungen, Aussagen und Kriegserzählungen
Deutsche Dienststelle Berlin für die Benachrichtigung der nächsten Angehörigen von Gefallenen der ehemaligen deutschen Wehrmacht:
Antwortschreiben auf meine Anfrage zur Dienstzeit meines Vaters, Wilhelm Weischenberg, bei der deutschen Kriegsmarine, Berlin 2012
Mit diesen Worten möchte ich alle Freunde sowie alle alten Kampf- und Weggefährten meines Vaters aufs Herzlichste grüßen:
Ihr, die Ihr beim hehren Aufgebot
des Vaterlandes Euch fandet,
und felsenfest in Not und Tod mit
treuer Liebe bandet,
Ihr Brüder, seid mir lieb gegrüßt,
in Fernen und in Nähen!
Was unsern Bund zusammenschließt,
soll nimmermehr vergehen!
Ernst Moritz Arndt (1918)